Geschichte der Aby

Die Abessinierkatze mit ihrer eleganten Körperform, ihren mandelförmigen Augen und ihrem glänzenden Fell, das den Farben der Wüste nahe kommt, gleicht den Statuen, die man von Tempelkatzen aus dem Alten Ägypten fand. Es geht das Gerücht, dass sie ein direkter Abkömmling der gütigen Göttin Bastet sei, einer Göttin, die als Frau mit einem eleganten Katzenkopf dargestellt wird und die die Fruchtbarkeit und die Milde des Königs verkörperte bzw. deshalb angerufen wurde. Ihr einzigartig geticktes Fell ("agouti") hat eine zwei- bis dreifache Bänderung jedes einzelnen Haares mit dunkler Spitze und hellerer Haarbasis. Nur Abessinierkatze, Somali und Singapura haben ein solches Ticking, (auch Agouti genannt nach einem südamerikanischen Nagetier). Ihr Fell ähnelt dem Fell, der Falbkatze oder Afrikanischen Wildkatze (felis silvestris lybica), von der man sagt, dass sie die Ahnin aller Hauskatzen sei.

 

hre Zeichnung auf der Stirn weist sie als Tabbykatze aus, deren Herkunft auf die Britisch Kurzhaar Tabby verweist. Der große Brockhaus (19.Aufl.) beschreibt sie so: "Abessinierkatze, in Großbritannien gezüchtete Hauskatzenrasse, die der abessin. Wildkatze ähnlich sieht".

 

Im Naturhistorischen Museum von Leiden (NL) befindet sich eine ausgestopfte Katze, die der Abessinier sehr ähnlich sieht. Sie wurde datiert auf die Zeit zwischen 1834 und 1836. Diese Katze wurde dem Museum von einem Händler verkauft, der mit kleinen Wildtierexponaten (small wild cat exhibits) handelte und der nachweislich Verbindungen zu Abessinien hatte. Dies wird als Beweis gesehen, dass die wildfarbene Abessinier natürlicher Herkunft ist und nicht ein Zuchtprodukt ehrgeiziger Züchter. Dies scheint aber die einzige Verbindung der Aby mit dem Königreich Abessinien zu sein.

 

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Heute nimmt man an, dass Abessinier aus Süd-Ost-Asien kommen. Calcutta war bis 1912 Indiens Hauptstadt und gleichzeitig der Sitz des Generalgouverneurs von Britisch-Indien und Handelstor zum Indischen Ozean. So gab es also gute Verbindungen zwischen Indien und England/Großbritannien, und wahrscheinlich sind auch Katzen aus diesem Teil der Welt nach England gekommen und hier in die Zucht eingegangen.

Nachgewiesen ist, dass am Ende des Abessinischen Krieges im Mai 1868 britische Soldaten die erste "Abessinierkatze" namens Zula oder Zulu von Abessinien, dem heutigen Äthiopien, nach England brachten, wo Mrs Captain Barrett-Lennard sie ausstellte und durch Verpaarungen mit englischen Kurzhaarkatzen die Zucht begann. Aufzeichnungen über diese frühen Anfänge der Aby-Zucht gibt es nicht, aber bereits 1874 wird sie das erste Mal in einem Buch erwähnt (Gordon Staples: "Cats, their Points, etc.", London 1874).

Bereits 1882 wurde sie in Großbritannien als eigenständige Rasse anerkannt. Sie zählt damit zu den ersten und ältesten anerkannten Rassekatzen auf der Welt.

1896 wurden die ersten Abessinier- beim Britischen National Cat Club im Zuchtbuch registriert. Die ersten Abessinier- Deckkater waren Sedgemere Bottle und Sedgemere Peaty, die nach alten Aufzeichnungen ein besonders warm glänzendes Fell hatten (Cat World 5/1999). Andere Dachverbände (The Cat Club) erkannte Abessinier gar nicht als eigenständige Rasse an, sondern die Abessinier wurden auch "British Ticked", "British Ticks", "Bunny Cats", (Hasenkatzen), "Rabbit Cats" oder "Cunny" genannt.

 

Gleichzeitig wurden alle Katzen mit geticktem Fell von den einzelnen Verbänden als "British Ticked" registriert, und im Deckkaterverzeichnis von 1900-1905 waren zwölf Abessinier aufgeführt, von denen die Hälfte keinen Vater oder keine Mutter reiner Abessinierrasse nachweisen konnten.

 

Trotzdem wurden ihre Nachkommen als Abessinier registriert, weil sie wie diese aussahen. Die meisten Abys zu jener Zeit waren wildfarben (ruddy), aber es gab verschiedenen Quellen zufolge schon 1887 ein sorrelfarbenes Kitten (eine Mutation) in einem Wurf, mit dem allerdings nicht gezüchtet wurde.

Später wurde sie durch die gezielte Zuchtarbeit und Einkreuzung von Britisch Kurzhaar in Europa (GB) und Nordamerika in Erscheinungsbild und Färbung so verändert, dass sie die heute typischen Merkmale entwickelte und ihre Tabbyzeichnung (bis auf den Kopfbereich und hier vornehmlich die Stirn) weitgehend verlor.

Weil die Aby nicht sehr vermehrungsfreudig ist, ging ihre Entwicklung sehr langsam vonstatten.

1907 ging das erste Abessinierpaar nach Amerika in die Zucht, aber erst in den späten 30er Jahren begann die Züchtung der Abys auf hohem Niveau in USA.

1929 wurde in Großbritannien der erste Abessynian Cat Club gegründet.

Im und nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Zucht in Europa fast zum Erliegen, und erst in den späten siebziger Jahren erfuhr diese extravagante und elegante Katze ihr come back aufgrund von Züchtungen aus den USA, die nach Europa reimportiert wurden.

 

 

 

In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde sorrel als Zuchtfarbe anerkannt, und von diesem Zeitpunkt an taucht die sorrelfarbene Aby in der Literatur, bei Ausstellungen und in der Zucht auf.


Erst viel später wurden die verdünnten Farben der Abessinier (blue, fawn, schwarz-silber, sorrel-silber, blau-silber, beige-fawn-silber) anerkannt, neuerdings gibt es auch chocolate- und lilac-farbene Abys.

 

Ihre Rasseschwester ist die Somali.

 

 

Eine amerikanische Züchterin, Evelyn Mague, entdeckte in den sechziger Jahren durch Zufall, dass einige Abessinier das Langhaar-Gen trugen. Bei Verpaarungen von zwei Abessiniern fielen in Abessinierwürfen hin und wieder langhaarige Exemplare. Sie schuf in mühevoller und langwieriger Kleinarbeit diese neue Rasse, die einen eigenen Charakter und Standard entwickelt hat. Ihren Namen erhielten die Somalis, weil Somalia neben dem damaligen Abessinien (heute Äthiopien) lag und Frau Mague durch die Namensgebung die Abstammung ihrer neuen Rasse von den Abessiniern deutlich machen wollte. Die Rasse wird seit 1967 gezüchtet und wird von der Cat Association of Britain seit 1983, in Amerika von der Cat Fancy Association (CFA) seit 1979, in Europa (Fédération Internationale Féline - Fife) seit 1983 als eigene Rasse anerkannt. Bereits 1979 tauchten die ersten Exemplare in Deutschland auf, - heute gibt es die Somali in vielen Farbvarianten.

 
 

Abessinier werden bei der Somalizucht wegen der Typverbesserung und um die Blutlinien zu vergrössern eingesetzt, doch sollte die Somali nicht für die Abessinierzucht verwendet werden. Die kurzhaarigen Nachkommen aus einer Verpaarung Aby x Somali werden Abessinier variant genannt.